CTH2630 – Harald Genzmer (1909 – 2007): Portrait „Best of Genzmer“

Booklet

Harald Genzmer (1909 – 2007): Musiker – Komponist – Pädagoge

Entweder man schreibt eine Musik, die man verstehen kann – als Selbstverständlichkeit. Eine Musik, die nur theoretischen Charakter hat und vielleicht irgendeinem System folgt aber zum Hörer keinen Zugang hat – bitte, wenn einem das Spaß macht zu machen, hindere ich ihn nicht dran. Ich käme aber nie auf die Idee, eine Musik zu schreiben, die nicht in irgendeiner Weise zu den Hörern spricht“ so Harald Genzmer während eines Interviews im hohen Alter.

Genzmer zählt zu den produktivsten Komponisten seiner Zeit und die Aufführungszahlen seiner Werke sind auch in der gegenwärtigen Aufführungspraxis unvermindert hoch.

Er entstammt einem Elternhaus, in dem Musik gepflegt wurde. Seine Mutter spielte Klavier, wie Genzmer selbst sagte „in einem liebenswerten Sinn der Hausmusik“. Ihn tief beeindruckende Hörimpulse erhielt er in jungen Jahren durch Aufführungen, in denen Werke von Rudi Stephan, Max Reger, Richard Strauss und Paul Hindemith erklangen.

Entscheidende Impulse und Orientierung für viele Phasen seiner Entwicklung empfing Harald Genzmer in den Studienjahren durch seine Lehrer. Zu nennen sind hier vor allem der Marburger Universitätsmusikdirektor Hermann Stephani sowie die an der Berliner Musikhochschule Lehrenden Curt Sachs, Georg Schünemann und Paul Hindemith. Genzmer studierte bei ihnen von 1928 bis 1934. Unter den Genannten ist es unzweifelhaft Paul Hindemith gewesen, der nachhaltig prägte und in dessen Windschatten sich Genzmer auf eigenen Wegen entwickeln konnte.

An wesentlichen beruflichen Stationen sind zu nennen: Studienleiter an der Breslauer Oper, die Lehrtätigkeiten an der Volksmusikschule in Berlin-Neukölln, an der Freiburger und besonders an der Münchner Musikhochschule, wo Genzmer von 1957 bis 1974 eine Professur für Musiktheorie und Komposition inne hatte.

In seinem Werkschaffen, das mit Ausnahme der Oper alle gängigen Gattungen bedient, ist stets das Verwurzeltsein in der abendländischen Musiktradition zu erkennen, den Rückbezug auf Bach und Beethoven, das grundsätzliche Festhalten an der Tonalität, zwar einer erweiterten, aber keine Hinwendung zu gänzlich neuen Kompositionsprinzipien.

Und als weitere wesentliche kompositorische Konstanten: Einerseits die Hinwendung zum Interpreten, dies auch im musikpädagogischen Sinne – und letztendlich das musikalische Ansprechen des Hörers. Der Komponist formulierte dies 1978 so: „Musik soll vital, kunstvoll und verständlich sein. Als praktikabel möge sie den Interpreten fur sich gewinnen, als erfassbar sodann den Hörer.“

Vorliegende Aufnahmen geben einen interessanten Einblick in das facettenreiche und vielschichtige Werk Genzmers. Bedacht sind Orchester-, Kammer-, Klavier-, Orgel- und Chormusik. In zahlreichen Kompositionen spürt man Genzmers Faszination für reizvolle Klangkombinationen; auch die enge Zusammenarbeit mit den Interpreten und die damit einhergehende praxisgerechte Anlage der Werke sind stets erkennbar. Kompositionen wie die eingängige „Erste Sinfonietta für Streichorchester“, die auch durch anspruchsvolle Laienensembles, Jugend- oder Schulorchester gut realisiert werden können, stehen gleichberechtigt neben hochvirtuosen und komplexen Werken, die der Professionalität bedürfen. Nicht zuletzt machen vorliegende Aufnahmen eindrucksvoll hörbar, wie lebendig diese Musik auch heute noch zu uns spricht.

Bestellnummer: CTH2630