CTH2638 – Gustav Mahler: Das Lied von der Erde

GUSTAV MAHLER: DAS LIED VON DER ERDE (für eine hohe und eine mittlere Gesangsstimme mit Klavier)

„Kaum ist das Entrée billiger als der Tod.“

Kein Werk steht diesem genialen Satz Theodor W. Adornos näher als Gustav Mahlers Lied von der Erde. Dessen Sujet und innere Faktur, die Brüche, Dissoziation und Intensität, Tremolo und Anschlag bilden die ins Mark stechenden Eckpunkte eines Werks, dem es mehr als ernst ist.

Gustav Mahler schrieb das Lied von der Erde 1908 in bewegtester später Lebenszeit (Tod der geliebten fünfjährigen Tochter, eigene ernste gesundheitliche Probleme, Abschied von der Wiener Hofoper, Beginn der amerikanischen Tourneen) und erlebte vor seinem Tod 1911 weder mehr die Uraufführung der Orchesterversion noch die der eigenhändigen Klavierfassung.

Eine Folge: die Klavierfassung verschwand aus dem Blick der Öffentlichkeit und verblieb im Besitz der Witwe Alma Mahler (die das Autograph später Otto Kallir vermachte). Erst 1989 kam es zur Uraufführung. Seitdem hat sich kaum ein Pianist an das Werk gewagt, sicher auch darin begründet, dass die Orchesterversion längst als bedeutendes Oeuvre weltweit sich etabliert hat. Doch diese einseitige Auslegung ist falsch. Mahler hat bewusst zwei verschiedene Versionen geschrieben, wie er es auch bei den anderen Liedkompositionen gehalten hat. Auch die Klavierfassung muss als souveränes Werk (und nicht als Klavierauszug, den Mahler zusätzlich noch in Auftrag gab), die klanglichen Möglichkeiten des Instruments extrem auslotend, angesehen werden.

Und nicht nur dies: so verborgen das Werk für Klavier lange blieb, so herausragend ist es in der Klavierliteratur des beginnenden 20. Jahrhunderts. Immer ins Extrem musikalischer Dynamik gehend, am Rand des Spiel-, des klanglich Realisierbaren. Unsere Aufnahme verortet Mahler in der Spannung zwischen großen dramatischem Gesang und den expressionistischen Abbrüchen des 20. Jahrhunderts. Gustav Mahler erschafft mit dem Lied von der Erde eine eigene Form zwischen Lied und Symphonie: groß-formale musikalische Szenen, „Balladen des Unterliegens“ (nochmals Adorno zitierend).

Der Pianist und Dirigent Christian Kälberer sowie Alexandra von Roepke (Mezzosopran) und Peter Furlong (Tenor) gehen diesen direkten, ungeschützten musikalischen Weg, musique directe, als Weg einer Dialektik der Aufklärung. Wie schrieb Mahler in einem Brief an Bruno Walter über diese Komposition: Ich glaube, daß es das Persönlichste ist, was ich bis jetzt gemacht habe. Damals noch unsicher über den Namen des Ganzen, gab er diesem Nahegelegensten den fernsten, weitesten Titel: Das Lied von der Erde. Es durchmisst in seiner musikalisch-dramatischen Folgerichtigkeit das Ganze einer Philosophie; so, wie es nur den größten, den gelungensten Kunstwerken beschieden ist.

Bestellnummer: CTH2638