Ferenc Kiss spielt Violinkonzerte von Fritz Leitermeyer und Dieter Acker
Auf den ersten Blick erscheint die Besetzung Violine und Blasorchester absurd. Wie kann denn so etwas zusammenpassen? Eine einzelne Geige, die gegen ein Blasorchester anspielen muss? Aber es funktioniert tatsächlich, und gar nicht schlecht. Ein Komponist muss nur wissen, wie es geht.
Einer, der wusste, wie es geht, war der Geiger und Komponist Fritz Leitermeyer. Der wurde als Sohn eines Geigers 1925 in Wien geboren, studierte an der Wiener Musikakademie bei Willi Boskovsky (1909-1991), seit 1939 Konzertmeister der Wiener Philharmoniker. Boskovsky wurde später als Dirigent der Wiener Neujahrskonzerte berühmt.
1943 begann Leitermeyer als ständiger Springer bei den Wiener Philharmonikern und beim Staatsopernorchester, wo er im Jahr darauf als Primgeiger engagiert wurde. Erste Kompositionen, u.a. mehrere Wiener-Walzer für großes Orchester, entstanden bereits 1940; ab 1959 befasste sich Leitermeyer mit Kompositionstechniken des 20. Jahrhunderts und komponierte fortan weitgehend atonal. Der Komponist schrieb zwischen 1941 und 1995 insgesamt 98 Werke. Naturgemäß dominiert Musik für Streichinstrumente, aber Leitermeyer hat auch Klavierlieder, Chorwerke, viel Kammermusik und Orchesterwerke, darunter zwei Sinfonien, geschrieben. Der Komponist starb nach langer, schwerer Krankheit am 8. Februar 2006 in seiner Heimatstadt Wien.
Sein Konzert für Violine und 21 Bläser ist im Jahr 1962 entstanden und wurde bei der Uraufführung am 24. Januar 1964 von Walter Weller, dem damaligen Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, gespielt. Der Solist der deutschen Erstaufführung, die im April 1966 durch die Philharmonia Hungarica unter Miltiades Caridis in Marl erfolgte und die auch auf dieser CD zu hören ist, war Ferenc Kiss, der das Werk später noch öfter gespielt hat.
Dieter Acker stammte aus Hermannstadt in Rumänien, lebte aber seit 1969 in Deutschland, wo er von 1976 bis 2000 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München war.
Ohne Bindung an eine spezielle avantgardistische Richtung, hat er seinen ganz eigenen, weitgehend tonalen Kompositionsstil entwickelt, der auch für ein breiteres Publikum verständlich und nachvollziehbar ist, ohne jemals in populäre Anbiederung abzugleiten.
Dieter Acker schrieb über hundert Werke, darunter sechs Sinfonien, mehrere Instrumentalkonzerte (jeweils zwei Violin- und Klavierkonzerte), Kammermusik in den unterschiedlichsten Besetzungen sowie Klavier-, Orgel- und Vokalwerke.
Dieter Ackers erstes Violinkonzert entstand im Jahr 1981 und wurde von Ferenc Kiss, dem es auch gewidmet ist, im November 1982 in Mainz uraufgeführt mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter GMD Christoph Eschenbach.
Ferenc Kiss wurde in Budapest geboren, wo er zuerst bei seinem Vater, sodann an der Musikakademie Franz Liszt sowie in Düsseldorf bei dem Geiger und Dirigenten Sándor Végh seine violinistische Ausbildung erhielt.
Seit 1965 tritt er in den Metropolen Europas sowie in den USA und Mexiko als Solist auf und ist ständiger Gast bei zahlreichen internationalen Rundfunkanstalten. Neben der Interpretation des barocken, klassischen und romantischen Violin-Repertoires widmet er sich mit besonderem Engagement auch der Aufführung neuerer und neuester Kompositionen. Dieter Acker (1981) und Róbert Wittinger (1986) widmeten ihm ein Violinkonzert. Ferenc Kiss ist seit 1979 Konzertmeister der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und Mitgründer des weltbekannten Budapest Trios, einem der führenden Streichtrios der Welt.
Bestellnummer: BM312467
Weitere CDs mit Ferenc Kiss: BM312135 Die vier Jahreszeiten
mit dem Budapest Trio: BM312466 Dedications BM319011 Beethoven-Rolla-Dohnányi