CTH26453 – „Flügel musst du jetzt mir geben!“

„Flügel musst du jetzt mir geben!“

Das pianopianissimo-musiktheater präsentiert Melodramen von der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert

Das Melodrama ist eine Kunstgattung, die uns heute sehr fremd geworden ist. Verstehen tut man unter einem Melodrama die Verbindung von gesprochener Sprache und Musik, das heißt: eine oder mehrere Stimmen sprechen oder deklamieren einen szenisch-dramatischen Text – der auch eine Ballade sein kann – und werden dazu von einem Klavier, einem Instrumentalensemble oder sogar einem ganzen Orchester begleitet.

Entstanden ist das Melodram zwischen 1775 und 1785. Besonders gepflegt wurde es an den deutschen Fürstenhöfen Mannheim, Darmstadt und Weimar. Eine Anzahl von Komponisten wie Georg Benda, Franz Danzi oder Peter von Winter, die heute als zweitrangig gelten, zu Lebzeiten jedoch sehr erfolgreich waren, haben zu ihrer Zeit Melodramen komponiert, die sogar von Mozart anlässlich seines Besuchs in Mannheim (1778) gelobt wurden. Bis heute überlebt hat das Melodram in der Kerkerszene von Beethovens Fidelio und in der Wolfsschlucht-Szene in Webers Freischütz.

Noch während des ganzen 19. Jahrhunderts wurden – hauptsächlich in Deutschland, Frankreich und insbesondere England – weiter Melodramen komponiert, aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es mit der Verbindung von Musik und Deklamation im Großen und Ganzen vorbei. Arnold Schönbergs monumentaler Gurrelieder-Zyklus aus dem Jahr 1902/03 und sein Pierrot Lunaire schließen die Geschichte des Melodramas ab.

Einen letzten, reichen, überaus vielgestaltigen Aufschwung nahm die Gattung des Melodrams um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Aus dieser kulturell so bedeutenden Epoche präsentiert die neueste CD des pianopianissimo-musiktheaters 11 Melodramen von ebenso vielen Komponisten. Die Palette der Komponisten reicht von Richard Strauss‘ Jugendfreund Alexander Ritter über Engelbert Humperdinck, den Schöpfer noch heute vielgespielter Märchenopern, bis zum Stummfilmkomponisten Ferdinand Hummel und dem Wittelsbacher-Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern, einem Cousin Ludwigs II. Einen Bogen zur musikalischen Moderne schlägt ein Melodram des in Ausschwitz ermordeten Viktor Ullmann auf Rainer Maria Rilkes einst ungeheuer populäre lyrische Erzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“.

Peter P. Pachl, der rührige Spiritus rector des pianopianissimo-musiktheaters, beweist hier wieder einmal den Mut, auch weniger bekannte Namen wie den Ungarn Casimir von Pászthory, den Münchener Josef Pembaur, d.J. und den Berliner Hornisten, Dirigenten, Hundezüchter und Zirkus-Clown Oskar Fried mit heute vergessenen Werken auszugraben und auf die Programmliste zu setzen.

Kompetent unterstützt wird Peter P. Pachl, der mit Verve und spürbarer Freude deklamiert, von dem Pianisten Rainer Maria Klaas, einem der aktuell besten deutschen Liedbegleiter, und dem Flötisten Uwe Mehlitz, seit 2004 erster Soloflötist im Berliner Konzertorchester.

Bestellnummer: CTH26453

Bisher bei THOROFON erschienene CDs mit dem pianopianissimo-musiktheater:

CTH2562 Märchenträume – Furchtbar schlimm! (Rebecca Broberg/Hans Martin Gräbner)
CTH2578 Ludwig Thuille: Urschlamm-Idyll und Heiligenschein
CTH2585 Zauberdunkel und Lichtazur (Rebecca Broberg/Ulrich Urban)
CTH2586 Ein solcher ist mein Freund (Rebecca Broberg/Ilona Weimer/Jerome Weiss/Ulrich Urban)
CTH2609/2 Love Novels (Rebecca Broberg/Hans Martin Gräbner/Chrysanthie Emmanouilidou)
CTH2616/2 Ludwig Thuille: Nachtreise und Theuerdank
CTH2618/2 „Es glänzen die Sternlein je länger je mehr…“
CTH2619 Ein neues Wunderland der Sehnsucht (Rebecca Broberg/Rainer Klaas)
CTH2631 Im Wendekreis des Goldbocks (Rebecca Broberg/Rainer Klaas)
CTH2633/3 Auf dem Meer der Lust in hellen Flammen
CTH2644 „… in trunken-schönem Tanz!“