CTH2643 – „In bester Gesellschaft – Freche Lieder der Vorzensur eines unbekannt Berühmten“

„In bester Gesellschaft – Freche Lieder der Vorzensur eines unbekannt Berühmten“

Sopranistin Caroline Jahns und Pianist Hedayet Jonas Djeddikar leisten Pionierarbeit

Eine echte Entdeckung für die Liebhaber des klassischen Liedgesangs: Diese Neuerscheinung erschließt das bislang kaum beachtete Repertoire des deutschsprachigen Komponisten Johann Vesque von Püttlingen (1803 – 1883). Lieder voller musikalischer Ironie und der wunderbaren Sprache des 19. Jahrhunderts.

Die Beschäftigung mit Johann Vesque von Püttlingen führt unweigerlich zu der Frage: Warum sind die Lieder dieses Komponisten heute so wenig bekannt und warum handelt es sich bei der Aufnahme dieser Werke um eine Art Pionierarbeit?

Zeitsprung zurück in die Epoche der Restauration. In Wien, Berlin, Leipzig, Frankfurt am Main und anderenorts reißt man sich förmlich um Johann Vesque von Püttlingen. Sein begeistertes Publikum, das sind die gut situierten und gebildeten Bürgerlichen, darunter höhere Beamte, Professoren sowie Angehörige des Geld- und Geburtsadels – eben jene, die Püttlingen trefflich in seinen Liedern persifliert. Sie alle hofieren den in seinem bürgerlichen Beruf so freiheitsliebenden Juristen und eben auch begnadeten Komponisten und beliebten Sänger. Man möchte in den kulturbeflissenen Zirkeln dieser Städte immer wieder seine Heine-Vertonungen hören. „In bester Gesellschaft“ – meist unter der Ägide geistreicher und bedeutender Frauen – trifft man sich hierzu im Salon, pflegt den belesenen Austausch und musikalischen Genuss und entgeht der allgegenwärtigen Zensur der Ära Metternich.

Für dieses Publikum hat Püttlingen seine Lieder geschrieben. Hier fand er jene, die seine feinsinnige musikalische Umsetzung, z.B. der mit spitzer Feder geschriebenen Texte Heinrich Heines, verstanden. Dabei ist zu erwähnen, dass ihm bei seinen Auftritten auch die Vertreter des Regimes – bis hin zu Metternich persönlich – zujubelten. Wenn man dem charmanten Vortrag jener Verse lauscht, kann man sich das leicht vorstellen.

Die Sopranistin Caroline Jahns und der Pianist Hedayet Jonas Djeddikar haben intensiv an diesen Kleinodien Püttlingens gearbeitet und mit viel Spaß dem musikalischen Witz in Gesang und Klavier nachgespürt. Beide eint ein Faible für Charmantes und Verstecktes in den vertrauten Zirkeln des romantischen Kunstliedes.

Neben Heine hat Püttlingen noch ca. 70 weitere, überwiegend zeitgenössische Dichter vertont. Drei besonders gelungene Exemplare sind als Ersteinspielungen auf der vorliegenden CD zuhören.

Die eingangs gestellte Frage, warum die Lieder Püttlingens in Vergessenheit gerieten, könnte man so beantworten: Mit der gesellschaftlichen Entwicklung gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschwand der Salon und mit ihm das Publikum, das die gesellschaftskritischen und ironischen Lieder Johann Vesque von Püttlingens goutieren konnte. So ist es nun an uns, den Wert dieser „Raritäten“ neu zu entdecken und zu erfassen. Mit den Liedern auf dieser CD begegnet man einem Komponisten, der zu den Großen unter den zahlreichen Liedkomponisten gehört.

 

Bestellnummer: CTH2643