Das pianopianissimo-musiktheater präsentiert Vokal- und Klavierkompositionen von der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert.
Der österreichische Komponist Erich (Jacques) Wolff (1874-1913) wurde am 3.12.1874 in Wien geboren, ist also gleich alt wie Arnold Schönberg und gehört zur Generation von Ravel, Rachmaninow und Skrjabin, aber auch zu der von Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Rilke.
Er hat in Wien am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde studiert, Klavier beim Czerny-Schüler Anton Door und Komposition bei Robert Fuchs, dem wegen seiner klangschönen Orchesterserenaden so genannten „Serenaden-Fuchs“, der bereits Gustav Mahler das Handwerk beigebracht hatte, aber auch Zemlinsky, Schreker, Sibelius und noch Erich Wolfgang Korngold und Robert Stolz unterrichten sollte. Anders als Zemlinsky und natürlich Schönberg ist Wolff kein Neuerer. In Melodik und Harmonik ist er zwar durchaus spätromantisch, geht aber über die Harmonik von Wagners Tristan nicht hinaus. Wolffs Violinkonzert klingt wie eine Mischung aus Frederick Delius und Georges Debussy. Von der Musiksprache in seinen Liedern her lässt sich Wolff am besten mit Richard Strauss vergleichen, mit dem er – ganz anders als sein Fast-Namenskollege Hugo Wolf – auch eine gewisse Schwäche für zweitklassige Dichter à la Bierbaum und Flaischlen teilt.
Erich J. Wolff hat über 150 Lieder, eine Reihe virtuoser Klavierstücke, ein Streichquartett, ein melancholisches und melodieschönes Violinkonzert und mehrere Werke für die Musikbühne geschrieben, aber das Klavierlied ist seine eigentliche Domäne. Hier erweist er sich als ein sensibler Melodiker, der Stimmung und Gehalt eines Gedichtes mit wenigen Akkorden treffsicher einfängt, dabei metrische Einheiten gerne Silbe für Silbe mitkomponiert und den Sinn des Gedichtes in einem dichten und oft hochvirtuosen Klaviersatz ausdeutet.
Der Südtiroler Komponist Ludwig Thuille (1861-1907) ist heute fast vergessen. Solche Kleinmeister nennen Musikwissenschaftler manchmal die Fußnoten der Musikgeschichte. Wenn man überhaupt noch an Thuille denkt, dann deshalb, weil er mit Richard Strauss befreundet war und dessen sinfonische Dichtung Don Juan für Klavier zu vier Händen bearbeitete. Nach seinem Tod blieb Thuille noch eine Zeitlang als Theoretiker und Verfasser einer viel benutzten Harmonielehre im Gedächtnis, doch im Konzertleben und auf der Opernbühne verblassten seine Kompositionen (Klavierlieder, Kammermusik und die einst sehr erfolgreiche Oper „Lobetanz“) bald.
Der Frankfurter Anton Urspruch (1850-1907) war Klavierschüler von Franz Liszt und hat später viele Jahre an Konservatorien seiner Heimatstadt unterrichtet. Musikalisch an Vorbildern wie Schumann, Brahms und Liszt orientiert, hatte er zu seinen Lebzeiten mit Liedern, Chorwerken und Opern großen Erfolg.
Siegfried Wagner (1869-1930) war das dritte Kind Richard Wagners aus der Verbindung Wagners mit Cosima von Bülow, einer Tochter Franz Liszts. Wie sein Vater war Siegfried Wagner Komponist, Dirigent, Regisseur und Festspielleiter, konnte aber nie aus dem Schatten des übermächtigen Vaters heraustreten. Seine klangschönen, dramatisch gut durchgearbeiteten 17 Opern sind heute, sieht man von gelegentlichen Aufführungen ab, fast vergessen.
Peter Pachl, der rührige Spiritus rector des pianopianissimo-musiktheaters, hat immer wieder den Mut, auch weniger bekannte Namen mit heute vergessenen Werken auszugraben und auf die Programmliste zu setzen. Kompetent unterstützt wird Peter P. Pachl, der hier mit Verve und spürbarer Freude deklamiert, von dem Pianisten Rainer Klaas, einem der aktuell besten deutschen Liedbegleiter, der Sopranistin Rebecca Broberg und dem Tenor Thorsten Scharnke.
Bestellnummer: CTH2644