Yongkyu Lee spielt Schubert, Mendelssohn Bartholdy, Ljadow und Skriabin
Felix Mendelssohns (1809-1847) „Lieder ohne Worte“ sind einmal ein Welterfolg gewesen. Acht Hefte mit insgesamt 48 Einzelnummern dieser kurzen Charakterstücke für Klavier, die kaum länger als zwei Minuten dauern, hat der Komponist geschrieben. Stilistisch zwischen Schumann und Chopin schwankend, sind sie für die Hausmusik zu schwer und für den Klavierabend zu leichtgewichtig, aber für die intimen Salons der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren sie genau richtig.
Bis zum Ende des ersten Weltkriegs wurden die Lieder ohne Worte andauernd auch im Konzertsaal gespielt, und alle großen Pianisten hatten sie im Programm. Danach verschwanden sie erst einmal für fünfzig Jahre aus dem Repertoire, um 1972 dann von Daniel Barenboim in einer Gesamtaufnahme wiederentdeckt zu werden. Heute nehmen gerade auch junge Pianisten diese poetischen Nocturnes wieder ins Programm, und es zeigt sich: Die besten Stücke können mit Schumanns und Chopins Klavierminiaturen sehr wohl mithalten.
Franz Schubert (1797-1828) war selber kein großer Pianist – er hatte Schwierigkeiten, die Begleitung seines eigenen Erlkönigs zu spielen -, trotzdem hatte er ein ausgesprochenes Verständnis für einen gut klingenden und gleichzeitig hochvirtuosen Klaviersatz, was man an seiner Wanderer-Fantasie schön sehen kann.
Das französische Adjektiv „impromptu“ bedeutet auf deutsch sofort, ohne lange zu überlegen, überraschend und improvisiert. Ein musikalisches Impromptu wäre also ein spontaner musikalischer Einfall oder eine Improvisation. Schubert hat insgesamt acht Impromptus geschrieben, aber wer jetzt denkt, dass es sich dabei um schnell hingeschriebene Gelegenheitskompositionen handelte, der irrt. Diese 1827 entstandenen Stücke von oft beträchtlicher Länge sind ausgefeilte Kunstwerke, die sich mit den besten Nocturnes von Chopin messen können. Im Gegensatz zu Mendelssohns Liedern ohne Worte wurden die Impromptus teilweise erst Jahrzehnte nach Schuberts Tod gedruckt und noch später berühmt – aber was lange währt, wird ja oft besonders gut, und so verhält es sich auch hier: Schuberts Impromptus wurden zu Welterfolgen, die praktisch jeder Pianist im Repertoire hat und die aus den Konzertsälen nicht mehr wegzudenken sind.
Wäre Chopin Russe (und kein Pole) gewesen und nicht 1811, sondern 60 Jahre später geboren worden, dann hätte er vermutlich so komponiert wie Alexander Skrjabin (1872-1915). Kein Komponist nach Chopin hat so viel und so viel gute, aus dem Geiste des Instruments erfundene Klaviermusik geschrieben wie Skrjabin – nicht einmal Claude Debussy.
Die Fantasie in h-Moll op. 28 ist im Jahr 1900 entstanden, als Skrjabin Klavierprofessor am Moskauer Konservatorium war. Das hochvirtuose, dem Schluss zu ganz schön bombastische Stück ist in Sonatensatzform komponiert und stellt vielleicht den Kopfsatz einer nie vollendeten Sonate dar.
Der koreanische Pianist YongKyu Lee hat sich bei großen internationalen Klavierwettbewerben namhafte Preise erspielt und früh die Aufmerksamkeit von pianistischen Weltstars wie Martha Argerich oder Alexis Weissenberg auf sich gezogen. Heute lebt und arbeitet er in Deutschland, betreut jedoch auch eine Klavierklasse an der HanYang-Universität in Seoul und konzertiert so ganz nebenbei noch auf der ganzen Welt.
Bei THOROFON sind bisher sind folgende CDs mit YongKyu Lee erschienen:
CTH2505: International Schubert-Klavier Wettbewerb 2003
CTH2581: Ballade
Bestellnummer: CTH2627